Budo – Ziele

Primäres Ziel von Budo ist die „Erleuchtung“, um Weisheit und menschliche Reife zu erlangen, was im Vergleich zu äußerem, ersichtlichen Können nicht messbar ist. Neben der körperlichen Fitness, heisst das, dass vor allem der Geist bzw. der Charakter geschult wird. Deshalb eignen sich die Grundregeln des Budo (Dojokun) sehr gut, um einmal die Ziele der Budo Kunst zu zeigen.

Dojokun

Wie bereits erwähnt, spielt die Dojokun, damit sind die Regeln des Budo gemeint, eine wichtige Rolle. Laut W.Lind „[…]schafft die Dojokun die Verbindung zwischen der Philosophie des Weges und der formalen Technik […]“/22 Daraus lässt sich schließen, dass ohne diese Regeln zur rechten Haltung ein Leben nach dem Budō erst gar nicht möglich wird. Für eine Weiterentwicklung und Steigerung im Budō ist die Dōjōkun von grundlegender Bedeutung. Der Sportler sollte im Laufe der Zeit die Regeln des Budō verstehen und sie natürlich auch umsetzen.

Die Dōjōkun enthält fünf wichtige Leitsätze, welche auch Bestandteil aller Budō Sportarten sind. Für ein besseres Verständnis werden sie hier kurz erläutert. Der erste Leitsatz bezieht sich auf das Verhältnis des Menschen zu sich selbst. Der Mensch sollte nicht nur seinen Körper, sondern auch den Charakter, durch beispielsweise Selbstkritik, schulen und perfektionieren. Im übertragenen Sinne bedeutet dies, dass die Person ein Leben ohne Vorurteile, Überheblichkeit, Selbstmitleid sowie Egoismus führen sollte. Und auch alle negativen Einflüsse, die vom Inneren des Menschen ausgehen – dazu gehören auch unkontrollierte Gefühle – weitestgehend zu verhindern. Eine solche Weiterentwicklung und Optimierung kann selbst in hohem Alter noch stattfinden, auch wenn die Perfektion der körperlichen Fitness schon längst an ihre Grenzen gelangt ist.
Der zweite Leitsatz beschäftigt sich mit dem Verhältnis zur Welt, und bezieht sich am meisten auf das Verhältnis zu anderen Menschen. Somit soll der Mensch gerecht und ehrlich zum Anderen sein. Dieser Leitsatz setzt eine realistische Selbsteinschätzung voraus. Denn bei egoistischem Verhalten, verschlechtern sich die Beziehung zur Welt und vor allem die Kommunikation zu anderen Menschen. Es sollte also, wie am Anfang einmal erwähnt, das Gleichgewicht zwischen dem Inneren des Menschen und dem Äußeren der Welt stimmen. Ist dieses Gleichgewicht einmal vorhanden, so führt es den Menschen zu Gerechtigkeit, Selbstbewusstsein und Gerechtigkeit. „[…] [Der] Weg[…] des rechten Strebens[…]“/23 – so wird der dritte Leitsatz von W. Lind genannt – bezieht sich darauf, dass der Mensch sich und seine Lebensziele verwirklicht. Wichtig ist dabei die Grundhaltung des Menschen, die durch die ersten beiden Leitsätze gegeben wird. Denn es sollte nie einen Ziel angestrebt werden, welches nicht mit Verantwortung getragen werden kann, und welches keinen Sinn ergibt./24 Durch das Streben nach persönlichen Zielen entsteht zugleich aus dem Menschen eine individuelle Persönlichkeit, die sich durch eigenständiges Denken auszeichnet./25 Das unterscheidet den Mensch wiederum vom Tier, das im Leben dem natürlichen Zufall ausgeliefert ist.

Der vierte Leitsatz spricht über das Verhalten. Ein Mensch sollte sie verfolgen, um von anderen angenommen und nicht missverstanden zu werden. Bei richtiger Einhaltung des vierten Leitsatzes hilft es, mit anderen Menschen besser kommunizieren und harmonieren zu können. Als Grundlage zählt hier Höflichkeit und Respekt beim Verhalten anderen gegenüber. /26 Als Beispiel für Höflichkeit zählt die Begrüßung, welche im Training der Budō Sportarten durch Verbeugungen stattfindet. Schon für die Samurai spielten Respekt und Höflichkeit im Umgang miteinander eine tragende Rolle, wie aus ihrer Lehre (Bushidō) hervorging, und ist selbst heute noch von bedeutender Wichtigkeit. Der fünfte und somit letzte Leitsatz der Dōjōkun beschreibt eine gewaltlose Haltung gegenüber anderer Individuen.
Auch die Gewaltlosigkeit ist von großer Relevanz für menschliches Zusammenleben und einen menschenwürdigen Charakter. Insbesondere bei einem Kampfsportler mit guten Kenntnissen über die Kampftechniken ist die Gefahr von schwerwiegenden Verletzungen groß. Ein Konflikt lässt sich nach näherer Betrachtung oftmals mit anderen Mitteln, und nur sehr selten allein durch Gewalt lösen. Es muss hier beigefügt werden, dass Budō – obwohl es eine Kampfkunst ist – deshalb nicht daraus besteht Gegner mit Gewalt zu besiegen. Auch wenn diese Annahme Grundlage vieler Vorurteile ist./27
Erziehung durch die Budō-Lehre
Da die fünf Leitsätze des Dōjōkun bereits auf das alltägliche Leben übertragbar sind, kann die Budō Kampfkunst auch zur Erziehung verwendet werden. Langewitz und Bernart sind der Meinung, dass durch die Kampfsportarten, wozu
auch Budō gehört, viele verschiedene Eigenschaften gefördert werden. Als Beispiele werden hier die Beweglichkeit, Fairness, Konzentrationsfähigkeit, Disziplin und Lösungsoptimismus angegeben. Ein weiterer Punkt ist der, dass sich die Budō Schüler an die Regelwerke des jeweiligen Kampfsports halten müssen, anderweitiges wird nicht geduldet. Gleichzeitig werden beim Ausüben eines Budō Sportes die Moral und der Geist geschult. Es wird also, wie auch schon W. Lind der Auffassung ist, die Persönlichkeit eines Individuums weiterentwickelt./28
Zusammenfassung
Budō schult also nicht nur den Körper, sondern vor allem den Geist beziehungsweise den Charakter des jeweiligen Budō Sportlers. Durch die Philosophie werden gleichzeitig Werte übermittelt. Allerdings nur an diejenigen, die sich
auch darauf einlassen wollen. Damit hebt sich der Budōsport von Kampfsportarten, bei denen die reine Technik das Ziel ist ab. Denn sucht man heute nach dem Begriff „Budo“ so erscheint einen buntes und zahlreiches Angebot an Kampfsporten, über das man leicht den Überblick verlieren kann. Gleichzeitig finden viele selbsternannte Budō-Kampfkünste großen Zuwachs. Doch oft lässt sich schnell erkennen, ob eine Kampfsportart nach der Philosophie des Budō gelehrt wird. Die Budō Kampfkünste zeichnen sich nicht durch äußeres Auftreten und dem Verlangen nach Ansehen aus. Leider ist dies bei den meisten Kampfsportarten der Fall. Daraus resultierend stellt sich die Frage, wie viel „Budō“ noch in den verschiedenen Kampfsporten vorhanden ist.

 

Begriffe:

1) Budoka: Steht für einen Sportler, welcher einen Budō Sport ausübt. Die Bezeichnung „Budō-Sport“ umfasst alle japanischen Kampfkünste in denen die Lehre des Weges (Dō) im Mittelpunkt steht.
2) Bujutsu: Zeichnet vor allem die technische Seite der Kampfkünste aus. In Bujutsu (übersetzt: Technik des Kriegers) sind vor allem Techniken, wie sie ursprünglich, ohne jegliche Philosophie, als Kampfmethoden zur Selbstverteidigung
verwendet wurden.
3) Zen(-Buddhismus): Ist die Lehre der buddhistischen Meditation, welche von dem Mönch Bodhidharma gegründet wurde. Sie spielt in der japanischen Kultur eine bedeutende Rolle und umfasst die Lehre des Weges (Dō).

 

 

22 Lind: Budo, a.a.O., S. 174.
23 Lind: Budo. a.a.O., S. 178.24 Vgl. Lind: Budo, a.a.O., S. 174-178.
25 Vgl. Langewitz/ Bernart: Jugendliche und Kampfsport. a.a.O., S. 30-33.
26 Vgl. Lind: Budo. a.a.O., S. 177-181.
27 Vgl. Lind: Budo, a.a.O., S. 182.